Journal
Winterliches Kassel
OnTour Kassel - Teil 1: Es weihnachtet sehr
Für zwei Tage ging es am 4. Adventswochenende ins weihnachtliche Kassel. In manch höherer Lage konnte ich sogar noch Schneebilder machen. Ein Abend auf dem Weihnachtsmarkt durfte natürlich nicht fehlen.
Freitag, gegen 11:00 Uhr. Ich erreichte mit dem Auto mein Hotel im Stadtteil Kassel-Wilhelmshöhe, unmittelbar in der Nähe des gleichnamigen DB-Bahnhofes. Der Nachteil wenn man mit dem Auto reist sind Langzeitparkplätze und diese sucht man in Wilhelmshöhe vergeblich. Eine erste Besonderheit, die die Stadt Kassel ihren Touristen bietet, ist das Hotel-Ticket. Dieses berechtigt die Gäste bestimmter Hotels vom An- bis zum Abreisetag den ÖPNV im Tarifgebiet Kassel-Stadt kostenfrei nutzen zu können. Anders ausgedrückt: Das Ticket ist im Preis der Übernachtung inbegriffen. Eine tolle Sache wie ich finde und die Tarifzone reicht auch völlig aus um das Netz an den wichtigsten Stellen erreichen zu können.
Bewaffnet mit meinen üblichen Utensilien ging es also zunächst zum Vorplatz des Bahnhofes Wilhelmshöhe. Wer die Fotos von meinem Journal aus Braunschweig gesehen hat, der war vielleicht schon von der dortigen Dachkonstruktion der Haltestelle begeistert, aber Wilhelmshöhe toppt alles. Es gibt vier Straßenbahngleise, sowie jeweils 4 Busspuren, die sich rechts und links an die Bahngleise anschließen. Zusätzlich dazu grenzt eine großzügige Taxi-Spur an, sowie eine „Kiss&Ride“-Möglichkeit. Überspannt wird dieser gigantische Haltestellenkomplex, von einem großem Dach mit vielen Säulen. Geschätzt würde ich sagen, dass die Höhe um die 30m beträgt. Die gesamte Dachfläche liegt dabei bei stolzen 6144m².
Da nun mein Magen zu knurren begann, aber es im Bahnhof selbst nur eine kleine Filiale einer Fastfoodkette gab, entschied ich mich spontan erst einmal mit der Tram gen Innenstadt zu fahren. Dort angekommen wurde ich auch schnell fündig und legte passend zur Jahreszeit eine Hüttengaudi ein. Mit gut gefülltem Magen begutachtete ich dann ein Kunstwerk, das aus alten Militärfahrzeugen zusammengebaut wurde (Foto ist unten beigefügt). Über Kunst lässt sich ja bekanntlich streiten. Meine menschliche Begleitung und ich waren daher getrennter Meinung zu dem Transformer.
Eigentlich stand dann die Netzbereisung auf der ToDo-Liste, aber aufgrund einer liegengebliebenen Straßenbahn staute es sich die gesamte Fußgängerzone entlang mit zahlreichen Fahrzeugen. Es dauerte seine Zeit bis der Verkehr wieder ins Rollen kam. Dann konnte es also losgehen zur ersten Endstation: Linie 6 - Wolfsanger. Wolfsanger ist eine eingleisige stumpfe Endstelle unmittelbar am Ufer der Fulda. Verwirrend für ortsunkundige Fahrgäste ist hier allerdings, dass der Einstieg nicht auf der gleichen Seite wie der Ausstieg abgewickelt wird und das, trotz der eingleisigen Stumpfwende.
Gott sei Dank stieg ich nach dieser kleinen Denkhürde doch wieder in die Bahn ein und konnte die Rückfahrt antreten. Es ging bis zum Abzweig an der Haltestelle Weserspitze (nein, Kassel liegt nicht an der Weser) und dann mit der Linie 3 Richtung Norden zur Schleife Ihringshäuser Straße. An dieser Schleife konnte ich zum ersten Mal eine typische Kassler Baukonstruktion bewundern: Da viele Linien mit Einrichtungsfahrzeugen befahren werden, an den Schleifen aber trotzdem ein direkter Umstieg in den Bus gewährleistet werden soll, muss die Bahn die Schleife im Uhrzeigersinn befahren. Daraus folgt in der Regel, dass die Gleise sich vor der Einfahrt einmal kreuzen müssen – normalerweise. In Kassel handhabt man dieses Problem so, dass man einfach die beiden Richtungsgleise (ohne Weiche) verschlingt und kreuzt und die letzten Meter dann in Linksverkehr gefahren werden.
Nach kurzem Aufenthalt ging es dann wieder zurück bis zum zentralen Knotenpunkt „Am Stern“. Genauer mit der Linie 7, denn diese befährt unterwegs trotz parallelem Verlauf zur Linie 3 eine kurze, eingleisige Umfahrung über das Klinikum Kassel. Von „Am Stern“ ging es dann zur zweiten nördlich gelegenen Endstation an der Holländischen Straße. Auch hier existiert ein, wie oben beschriebener, Linksverkehr. Eigentlich geht die Straßenbahnverbindung von hier noch weiter in die Stadt Vellmar, aber dorthin durfte ich nicht, da mein HotelTicket ja nur in der Tarifzone Kassel-Stadt gültig war. Auf dem Linienast in Richtung Vellmar fährt die Straßenbahn sogar drei Haltestellen lang in Falschfahrt, bis eine erneute Gleiskreuzung stattfindet.
Von der Ihringshäuser Straße im Norden ging es anschließend in den südöstlichen Bereich des Netzes. Um genauer zu sein zur Haltestelle „Leipziger Platz“ und dann zu Fuß weiter Richtung Schleife „Leipziger Straße“. Diese erreicht man nicht mit der Straßenbahn, da sie zum einen nur von der RegioTram bedient wird und zum anderen zwischen zwei Straßenbahnhaltestellen liegt. Leider fuhr die pausierende RegioTram aus der Schleife aus, bevor ich diese erreichte. Allerdings war dies auch nicht so schlimm, denn ich erwischte das Fahrzeug trotzdem noch auf der offenen Strecke.
Also ging es direkt weiter bis zur nächsten Haltestelle an der Forstfeldstraße. Auch hier erstreckt sich das Netz eigentlich noch einige Kilometer weiter ins Umland in Richtung Kaufungen, Helsa bzw. Hessisch Lichtenau, aber diese Strecke würde den zeitlichen Rahmen von zwei Tagen sprengen.
Nun ging es erst einmal wieder zurück zum Bahnhof Wilhelmshöhe, denn es war Zeit das Hotelzimmer zu beziehen. Auch auf dieser Tour haben sich meine Webmaster nicht lumpen lassen, mir ein angemessenes Bett zu buchen. Nun wartete ich bis es dunkel wurde...
Gegen 17:00 Uhr war es dann dunkel genug um sich noch einmal auf den Weg in die Fußgängerzone zu machen. Denn dort hatte ich im Vorfeld gesehen, dass die Weihnachtsbeleuchtung ein paar ganz besondere Fotomotive bietet. Anbei findet ihr einige Impressionen vom Weihnachtsmarkt. Besonders die Lichterketten über den Gleisen auf ganzer Länge zur Straße bieten eine sehr schöne Atmosphäre. Da ich natürlich wieder nur mein NVP T-Shirt dabei hatte, musste ich mich nach knapp einer Stunde schnell aufwärmen - traditionell mit einer guten Tasse Glühwein. Gegen 22:30 Uhr fiel ich schließlich in mein Bett.
OnTour Kassel - Teil 2: Es geht auch zu Fuß
Am zweiten Tag unseres Aufenthalts in Kassel erkundete ich das westliche Streckennetz. Ich zeigte, dass man Straßenbahnen auch erlaufen kann. Die Sehenswürdigkeiten abseits der Gleise hätte ich sonst nie kennengelernt.
Über Nacht hatte es Gott sei Dank nicht mehr geregnet, sodass ich am Samstagmorgen eine relativ trockene Straße, sowie einen strahlend blauen Himmel antraf.
Nach dem Frühstück ging es dann zu Fuß vom Bahnhof Wilhelmshöhe in die Schleife Rolandstraße. Dort wenden am Wochenende alle Fahrten der Linie 7 in einer Blockumfahrung. Die Haltestelle selbst ist wenig spektakulär: Eingleisig, eingefasst in Kopfsteinpflaster, nicht barrierefrei und mit einem einfachen Haltestellenmast ausgestattet. Ich wartete einen Kurs der Linie 7 ab und machte mich dann zu Fuß auf den Weg entlang der Strecke zum Kurpark Wilhelmshöhe.
Bereits kurz hinter dem Bahnhof Wilhelmshöhe wechselt das Stadtbild sein Aussehen. Hier wirkt alles eher wie ein verschlafenes Ski-Resort in Österreich: Breite Fußwege, kleine Parklandschaften und ein Hotel nach dem anderen. Auch der Hessische Rundfunk ist in diesem Stadtteil angesiedelt. An der gleichnamigen Haltestelle befindet sich auch das Depot der KVG, von wo aus die meisten Straßenbahnen auf Strecke geschickt werden.
Während ich mich mit meiner menschlichen Begleitung noch darüber unterhielt, ob es vielleicht möglich sei auf dem Betriebsgelände noch den ein oder anderen N8-Wagen zu sehen, erblickte ich selbigen auch schon durch das Dickicht. Mit dem Auslöser am Anschlag pirschte ich mich leise entlang der Gleise in Richtung Betriebshofeinfahrt. Die Angst gesehen zu werden war aber schnell dahin, denn wie sich herausstellte, stand Wagen 412 auf einem Abstellgleis diesseits der Werksmauern und präsentierte sich in einstiger Schönheit den wartenden Fahrgästen an der Haltestelle. Die Wagen 411 sowie 413 standen zusätzlich, wie bestellt, aufgereiht vor der Wagenhalle und ließen sich widerstandslos mit meinem Teleobjektiv einfangen.
Nach diesem Erfolgserlebnis ging es munter weiter zu Fuß die Strecke der Linie 1 entlang. Hinter dem Betriebshofgelände beginnt die großräumige Wendeschleife “Wilhelmshöhe-Park“. Innerhalb dieser Schleife befindet sich nicht nur die Endstation, sondern auch eine weitere Haltestelle, die nur in Richtung der Endstelle bedient wird. Mir stellte sich jedoch die Frage, wer auf freiem Feld neben dem Betriebshof aussteigen möchte. Nach einigen Metern erreichte ich dann die Endstation der Linie 1 mitten im Wald.
Aus vorherigen Recherchen wusste ich, dass der Kurpark Wilhelmshöhe eine der Attraktionen der Hessenmetropole sein soll und zudem dort ein Schloss, sowie ein Monument mit interessanten Wasserspielen errichtet ist. Also zögerte ich nicht lange und mischte mich abseits der Gleise in das „touristische“ Kassel.
Schnell merkte ich, dass „Wilhelmsberg“ wohl ein zutreffenderer Name wäre, denn die Steigung des Fußweges bis zum Schloss empor war nicht ganz ohne. Schon gar nicht, wenn man so kurze Beine hat wie ich. Nach einigen Minuten erreichte ich also die erste Ebene, auf der sich auch das Schloss Wilhelmshöhe befindet, welches heute das hessische Landesmuseum beheimatet.
Gebaut ist der Komplex in Form eines großen "U", das einen Teich umrahmt. Angrenzend daran erstreckt sich der riesige Kurpark.
Eigentlich sollte man vom Schloss aus das Herkules-Monument mit seinen Wasserspielen erblicken können, aber ich sah nur Schnee und Nebel. Doch dank mobilen Internets und Smartphone fand ich schnell heraus, dass die Blickrichtung an sich schon stimmte, nur sah man (noch) nichts vom Ziel.
Also startete ich meine kleine Wandertour den Berg hinauf. Entlang zahlreicher Aquädukte, Bächlein, Seen und liebevoll verzierten Pavillons. Die Steigung wurde immer stärker und ich kam immer höher. Zwischendurch konnte man immer wieder einen Blick hinunter in die Stadt erhaschen. Dies war sehr beeindruckend, denn hinter dem Schloßdach konnte man die Wilhelmshöher Allee in ihrer ganzen Länge sehen und stellte fest, dass, ähnlich der Bauweise in Paris, diese Verkehrsachse schnurgerade gen Zentrum verläuft. Auch mein Ziel, das Hercules-Monument, konnte man so langsam im Nebel erahnen.
Nach weiteren Minuten und vielen Höhenmetern fand ich mich nun also endlich am Fuße der Wassertreppe wieder. Ein beeindruckender Anblick, wenngleich die Wasserspiele aufgrund der Jahreszeit abgeschaltet waren. Das Monument an sich war zum größten Teil in ein Baugerüst gehüllt, sodass ich mich entschied an dieser Stelle abzubrechen und nicht noch weiter den verschneiten Berg hinauf zu steigen.
Nun stand ich also vor einer neuen Herausforderung: Entweder die 2km wieder runter zur Straßenbahn oder, und so stand es auf einem der vielen Wanderwegweiser, 3km durch den Wald zur Straßenbahnhaltestelle Druseltal zu wandern. Da mich die Wanderslust jetzt einmal gepackt hatte, entschied ich mich für letztere Option. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es sich durchaus gelohnt hat, einmal fernab jeglichen ÖPNVs spazieren zu gehen. Es war eine willkommene Abwechslung und zudem eine sehr schöne Kulisse bedingt durch den Schnee.
Nach etwa einer Stunde Fußmarsch erreichte ich also die Wendeschleife Druseltal der Linie 3. Nach ein paar Fotos von der Bahn und dort verkehrenden Buslinien ging es mit der Straßenbahn wieder in die Innenstadt, denn ich musste dringend ein Foto-Fachgeschäft aufsuchen. Mein Objektiv hatte sich verklemmt und das machte ein problemloses Arbeiten schwierig. Von der Fußgängerzone aus, genauer der Haltestelle „Friedrichsplatz“, ging es dann mit der Linie 4 zurück zum Bahnhof Wilhelmshöhe, zu Fuß einmal den Bahnsteig entlang und am hinteren Ausgang zu einem Fastfood-Restaurant, in dem ich meine Mittagspause einlegte und mich wärmte.
In unmittelbarer Nähe zu diesem Etablissement liegt die Haltestelle „Hasselweg“. Allerdings stieg ich dort noch nicht zu, sondern lief eine Haltestelle bis zur Marbachshöhe um eventuellen Gegenverkehr zu fotografieren. Von besagter Haltestelle aus fuhr ich dann in das südwestliche Netz, dem Stadtteil Oberzwehren, zur Haltestelle Mattenberg. Dort endet die Linie 4 (und werktags auch die Linie 7) in einer zweigleisigen Schleife.
Erneut ging es eine Haltestelle ohne ÖPNV zurück bis zur Haltestelle „Altenbaunaer Straße/Europäische Schule“ und von dort mit der Linie 5 über die südliche Verbindungsstrecke entlang des Auestadions zurück zur City. Eigentlich würden die meisten Linien ab Rathaus bzw. Rathaus/Fünffensterstraße in die Fußgängerzone einbiegen, aber bedingt durch den Ansturm auf den Weihnachtsmarkt, pflegt die KVG seit einigen Jahren die Fußgängerzone an Wochenenden im Advent ab 15:00 Uhr zu sperren. Dadurch konnte ich also mit meiner Linie 5 bis zur Haltestelle "Scheidemannplatz", welche sich in der Nähe des Kasseler Hauptbahnhofs befindet, fahren.
Zu selbigem begab ich mich dann wieder zu Fuß und begutachtete die Haltestelle der RegioTram. Diese heißt inoffiziell „Kassel Hbf Tief“ obwohl sie eher in einem abgesenkten Trog gebaut ist. Baulich ist dies notwendig, da die RegioTram, kommend von den Gleisen der Deutschen Bahn, an dieser Stelle den Kasseler Hauptbahnhof in einem Tunnel unterquert und dann als (fast) normale Straßenbahn weiter durch die Kasseler City fährt.
Aber natürlich gibt es am Kasseler Hauptbahnhof auch Züge der Deutschen Bahn zu bestaunen. Allerdings war an diesem Abend relativ wenig los und so begnügte ich mich mit einem RegionalExpress nach Frankfurt am Main, bespannt mit einer BR146 und einem Stadler FLIRT eines Privatunternehmens Richtung Fulda.
Anschließend kehrte ich zurück zur Haltestelle Scheidemannplatz und musste bedingt durch den 15-Minuten-Takt erstmal 13 Minuten auf die Linie 8 warten. Diese war mir im Tumult der Menschenmassen nämlich kurz vor der Bärennase weggefahren. Aber der nachfolgende Kurs kam pünktlich und so ging es an den letzten noch unerkundeten Streckenast: Linie 8 zur Hessenschanze.
Diese Strecke zweigt am Bebelplatz von der Linie 4 ab und wird kurz darauf eingleisig. Sie schlängelt sich durch den Stadtteil Kirchditmold und legt die letzten Meter in Seitenlage zur Straße zurück. Das Ganze auf einem, nennen wir es, Matschgleis.
Interessant an der Endstation Hessenschanze ist, dass sich dort eine Schleife befindet, obwohl der Streckenast zuvor ja eingleisig ist. Dies kann man allerdings darauf zurückführen, dass einige ältere Fahrzeuggenerationen der KVG Einrichter sind und deshalb Stumpfendstellen nicht immer baulich umsetzbar sind.
Im Anschluss ging es zurück zum Abzweig am Bebelplatz und von dort mit der Bahn wieder in Richtung Bahnhof Wilhelmshöhe. Dort stieg ich wieder in mein Auto, das die zwei Tage in der Tiefgarage gut überstanden hatte, und machte mich auf den Heimweg. Gegen 21:00 Uhr war ich dann wieder zu Hause und konnte die ersten Fotos auf dem heimischen PC begutachten.
Alles in Allem bleibt festzuhalten, dass Kassel eine sehr reisenswerte Straßenbahn hat und ich auf jeden Fall noch einmal für die Streckenäste nach Vellmar, Baunatal und Hessisch Lichtenau zurückkehren werde.
Bis dahin wünsche ich Euch einen guten Rutsch ins Jahr 2013,
Euer Norbert
OnTour Kassel - Reloaded: Jagd auf die N-Wagen
Am Dienstag, den 15.01.2013, bin ich für einen Tag nochmal nach Kassel zurückgekehrt um die Chance zu nutzen, die letzten verbliebenen N8C-Wagen im Linieneinsatz abzulichten. Dieses Vorhaben gelang mir auch.
Oberhausen Hauptbahnhof, Gleis 6 morgens um 6:00 Uhr. Es ist kalt und es liegt Schnee. Letzteres wäre ja noch ein guter Grund um auf Foto-Tour zu gehen, aber die Kälte machte es mir an diesem Tag wirklich nicht einfach. Zuerst ging es mit der Eurobahn von Oberhausen nach Hamm (Westfalen). Den dortigen Bahnhof erreichte ich trotz der Witterungsverhältnisse pünktlich. Da ich eine Umsteigezeit von etwa 20 Minuten hatte, ergab sich ein Besuch des ZOBs am Bahnhofsvorplatz. Zeitlich passte es sehr gut mit dem Schülerverkehr überein, sodass mir einige nette Nachtaufnahmen mit Schnee gelangen.
Von Hamm aus fuhr ich dann die größte Streckenetappe: Mit der Ems-Börde-Bahn RB89 ging es über Soest, Lippstadt, Paderborn und Altenbeken bis nach Warburg (Westfalen) an der Grenze von NRW. Die Fahrt dauerte gut anderthalb Stunden, aber auch dies schaffte ich ohne große Komplikationen im Fahrplan. Weiterhin hatte ich sogar das Glück, dass der Fahrkartenautomat an Bord der ERB-Flirts sogar NVV-Tickets verkaufen kann, sodass ich mir bereits im Zug ein Tagesticket für Kassel kaufen konnte ohne NRW verlassen zu haben.
Gegen 9:16 Uhr erreichte ich dann den kleinen „Grenzbahnhof“ Warburg und stieg direkt gegenüber in den bereitstehenden RE17, der mich nun in weiteren 30 Minuten zum Kasseler Hauptbahnhof bringen sollte. Es ging vorbei an Hofgeismar und Espenau-Mönchehof. Unterwegs begegnete mir immer wieder die RegioTram der Linie 3. Allerdings waren die Fenster meines Zuges derart verschmutzt, dass mir kein spontanes Fotos gelingen wollte.
Um genau 10:00 Uhr erreichte ich dann den Hauptbahnhof in der hessischen Metropole. Metropole ist aber relativ betrachtet. Neben dem Bahnhofsvorsteher in der Schalterhalle, dem Lokführer und einigen Verkäuferinnen aus den Geschäften, war ich an diesem Morgen der einzige Mensch im Hbf. Dieses Phänomen setzte sich auch auf dem Bahnhofsvorplatz fort, sodass ich mir ernsthaft die Frage stellte, ob heute tatsächlich Dienstag und Schultag sei. Seinen Höhepunkt fand diese Erkenntnis dann, als ich auf dem Straßenbahnfahrplan an der Haltestelle bemerkte, dass es in Kassel keinen 3-Takt-Fahrplan gibt, sondern jeden Tag ein 15-Minuten-Takt gefahren wird, von montags bis sonntags. Dies machte die Fotojagd bei nur 6 Stunden Aufenthalt natürlich nicht einfacher.
Ich ließ mich aber natürlich nicht abschrecken und begann den Tag mit einem Fußmarsch vom Hauptbahnhof über Scheidemannplatz und Wilhelmstraße bis zum Ständeplatz. Dort angekommen sah ich in der Ferne auch schon ein Exemplar meiner Begierde: Einen N8C mit roter Vollwerbung. Es gelang mir natürlich diesen auch abzulichten. Es handelte sich um eine Fahrschulfahrt, die nicht die einzige an diesem Tag bleiben sollte, wie sich später rausstellte.
Von der Haltestelle Ständeplatz ging es dann mit der Linie 4 zum Bebelplatz, an dem die Linie 8 zur Hessenschanze abzweigt. Bedingt durch den Fahrplan machte ich mich von dort aber erst einmal zu Fuß auf den Weg die Strecke entlang. Zwischen Bebelplatz und der nachfolgenden Haltestelle Aschrottstraße, befindet sich noch eine Schleife, die aber nicht im Regelbetrieb befahren wird. Diese dient zum Wenden bei Veranstaltungen im Kongress-Palais Kassel. An der Aschrottstraße angekommen gelangen mir zwei Fotos vom Gegenkurs der Linie 8, bevor ich dann selbst in selbige Linie stieg und bis zur Endstation Hessenschanze fuhr. Zwar war ich bei meinem Wochenendtrip im Dezember schon an dieser Stelle im Streckennetz, allerdings war es damals schon dunkel und mir gelangen dadurch bedingt keine guten Fotos von dort. Um es kurz zu sagen: Das entsprechende Foto von der Schleife wurde nachgeholt und es ging mit der selben Bahn wieder die Strecke zurück. Dieses Mal allerdings bis in die Fußgängerzone, die ich beim letzten Mal ja schon ausführlich behandelt hatten, zur Haltestelle Friedrichsplatz.
Dort erfolgte erst mal eine Mittagspause bei unserem inoffiziellen Fast-Food-Partner mit den goldenen Bögen. Frisch gestärkt pflegte ich dann noch ein wenig die religiöse Kultur mit einem Besuch im Kasseler Dom und begab mich anschließend von dort zur zentralen Kreuzung mit der Haltestelle Am Stern. Dank meiner Vorbereitungen auf diesen Tag wusste ich genau, wann und wo an dieser Haltestelle die entsprechenden Schüler-Verstärker bzw. N8-Kurse fahren sollten.
Leider wurde ich anfangs enttäuscht, denn der erste Kurs der Linie 5E war nicht, wie ausgeschrieben, ein N-Wagen, sondern ein Niederflurwagen. Gott sei Dank war die Enttäuschung aber 15 Minuten später wieder dahin, denn dann konnte ich zum ersten Mal einen Kasseler N8C Wagen im Linieneinsatz auf der Linie 5E ablichten.
Während meiner Standzeit an dieser Haltestelle traf ich auch noch einen weiteren Fotografen. Dieser kam selbst aus Kassel und konnte mich in einem ausführlichen Gespräch über viele Gegebenheiten der KVG aufklären und informieren. Von ihm erfuhr ich dann auch, dass die anderen N8C-Wagen, welche bereits komplett ausgemustert wurden, in der alten Straßenbahnschleife unterhalb des Polizeipräsidiums versteckt stehen. Er bot mir an, mit ihm gemeinsam dort vorbeizuschauen, was ich natürlich nicht verneinte. Und tatsächlich: In der Schleife Ottostraße stand eine ganze Reihe der gesuchten Exemplare. Unter anderem sogar mit Vollwerbung und Trafficboards.
Ich nutzte die Gunst der Stunde und machte Fotos von allen Seiten. Diese Aufnahmen findet ihr später in einer Sammelgalerie.
Von der alten Schleife am Hauptbahnhof aus, ging es dann gemeinsam mit meiner neuen Bekanntschaft, zur Haltstelle Scheidemannplatz und dann mit der Linie 5E und einem N8-Wagen versteht sich, einmal die Strecke bis zum VW-Werk runter. In der dortigen Schleife gelangen mir auch noch einige sehr schöne Aufnahmen mit etwas Schnee und gutem Licht.
Dann ging es auch schon wieder zurück. An der Haltestelle Lutherplatz trennten sich dann wieder unsere Wege und ich machte mich zu Fuß auf den Weg zurück zum Hauptbahnhof. Immer entlang der Straßenbahnstrecke natürlich. Am Bahnhof selbst konnte ich noch ein paar Fotos von der RegioTram machen, sowie von zwei DB-Zügen aus dem Streckennetz Hessens.
Um 16:00 Uhr verließ ich dann wieder die Stadt mit dem RE17 gen Warburg. Entsprechend dann auch wieder alles rückwärts via Paderborn, Hamm und zurück nach Oberhausen. Gegen 19:45 Uhr war ich nach „nur“ 13,5 Stunden auch schon wieder zu Hause in Oberhausen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese spontane Aktion auf jeden Fall ihren Ticketpreis wert gewesen ist. So konnte ich einige Galerien der bereits vorhandenen Linien weiter vergrößern und natürlich endlich die N8-Wagen im Einsatz sehen und „erfahren“. Außerdem war ich innerhalb der 6 Stunden vor Ort überdurchschnittlich erfolgreich: 161 Fotos entstanden an diesem schönen Tag in der hessischen Metropole an der Fulda.
Es grüßt,
Euer Norbert