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Journal > Zwickau: Tram in Zwigge

OnTour Zwickau - Teil 1: Totenstille übertönt den Auslöser


Bild Vom Namen Zwickau hatte ich mir bislang immer viel vorgestellt, aber dass die Stadt in Sachsen eine so Gott verlassene und menschenleere Gegend seien würde, hatte ich nicht erwartet.

Nachdem der Vormittag in Gera ja höchst spannend mit der Betriebshofführung beendet wurde, begab ich mich nun weiter auf meiner Reise durch den Osten der Republik. Die schneebedeckten Landschaften zogen am Fenster meines REs vorbei.

Eine Station auf dieser Verbindung von Gera nach Zwickau ist der unscheinbare Bahnhof „Gößnitz“. Doch schon bei der Einfahrt merkte ich, dass hier etwas außergewöhnlich ist: Der Bahnsteig sauste mit hoher Geschwindigkeit am Fenster vorbei und der Zug machte auch keinen Augenschein des Bremsens. Nach einiger Zeit kam er dann aber doch zum Stehen und die Begründung dieser Tatsache war nicht zu übersehen. Unter dem Bahnhofsnamen prangte ein großes blaues DB-Schild auf dem geschrieben stand „Willkommen am längsten Bahnsteig Deutschlands“. Bei der sofortigen Recherche im Internet stellte sich heraus, dass der Bahnsteig in Gößnitz in der Tat 610 Meter lang ist und damit ¼ so lang ist, wie die Stadt selbst!

Ich setzte meine Fahrt fort und erreichte gegen 17:00 Uhr den Hauptbahnhof Zwickau. Dieser ist baulich gesehen ganz interessant, denn er besitzt zwei Bahnsteigareale, die in einer Kurve aufeinander zu laufen. Im Winkel der Gleise steht das Bahnhofsgebäude, vor dem der Busbahnhof und die Straßenbahnhaltestelle liegen.

Zunächst ging es durch einen menschenleeren Tunnel. Dieser wirkte nicht viel einladender als mancher S-Bahnhof im Rhein-Ruhr-Raum. Dafür zeigte sich die Empfangshalle in bestem DDR-Stil. Soll heißen: Grün-beige Wandfliesen, viel Prunk aus Skulpturen und ein bisschen Holz. Die Ticketschalter sehen aus wie kleine Theaterkassen und über der Treppe zu den Gleisen ist in die Fliesen der Schriftzug „Nach den Gleisen“ eingraviert – Faszinierend, wie still die Zeit mancherorts stehen kann.

Der erste Eindruck setzt sich dann auch vor dem Bahnhofsgebäude fort: Ein Hauch von Nichts. Der Busbahnhof, bestehend aus zwei überdimensionierten U-förmigen Inseln, besitzt gefühlte 1000 Bussteige, an denen aber nur ein Mal pro Tag auch wirklich eine Linie anhält. Die Schaukästen schon längst zerschlagen oder wenn ganz, dann verschmiert und kaum lesbar. Und die Fahrbahnoberfläche hat eine Schlaglochdichte, die höher ist als die Verspätungswahrscheinlichkeit der DB! Jedes Mal, wenn ein Bus durch die mit Regenwasser gefüllten Löcher rollt, wird der gesamte Boden gewaschen. Willkommen auf der Zwickauer Seenplatte!

Da sich mein Hotel in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof befand, konnte ich die wenigen Meter zu Fuß zurücklegen. Der Anblick der Stadt wurde nicht besser: Kaputte Gehwege, leerstehende Hotels und Wohnhäuser. Und Schaufenster-Architektur, die aussieht, als wäre man in den 50/60er Jahren Deutschlands gelandet.

Immerhin war unser Hotel bewirtschaftet, sodass wir unseren ersten und einzigen Zwickauer Bürger antrafen. Diesem war die Verwirrung ins Gesicht geschrieben, als zwei junge Männer mit Wanderrucksack, Kameras und mir als Teddy in der Jackentasche vor seiner Rezeption standen und ein Zimmer für ganze zwei Nächste beziehen wollten. Nichtsdestotrotz bleibt an dieser Stelle zu erwähnen, dass sich der Hotelier sehr viel Mühe gegeben hat und alles zu meiner Zufriedenheit war.

Da ich im Internet auf der Suche nach einem „Irish Pub“ fündig geworden war, wollte ich den Abend auch dort ausklingen lassen. Denn wo trinkt man schon irisches Bier, wenn nicht in Sachsen ;-) Zu Fuß ging es also erst einmal wieder zurück zum menschenleeren Hauptbahnhof um ein paar erste Fotos einzufangen. Dieses Vorhaben gelang mir auch. Gleichzeitig sogar mit etwas Besonderem, denn die Linie 4 verkehrt eigentlich gar nicht am Hbf, stand aber trotzdem in der Schleife.

Die Fahrt führte mich zur „Zentralhaltestelle“, von wo aus die meisten Buslinien abfahren. Schmunzelnd nahm ich diese Info auch von der Haltestellenansage zur Kenntnis, die explizit darauf verweist, dass ein Umstieg nur zu den meisten Bussen des Stadtverkehrs besteht, nicht aber zu allen.

Der Anblick des ZOBs ist nicht viel monumentaler, als jener vom Hauptbahnhof. Eine Ansammlung einiger Inseln, zwischen denen Kopfsteinpflaster willkürlich verstreut liegt und ein Dach, dass wohl maroder ist, als die bundesweit bekannte „Tropfsteinhöhle“ vom Duisburger Hauptbahnhof.

Zu Fuß ging es dann den Schildern nach (Ja, Wegweiser für Touristen gibt es tatsächlich in dieser Stadt) in Richtung Hauptmarkt. Überraschenderweise war die Altstadt, sowie die Fußgängerzone in verhältnismäßig gutem Zustand. Am Hauptmarkt angekommen ließ ich den Abend dann bei einem Glas Guinness und einer Folienkartoffel ausklingen.

Tag 2:

Die Nacht war kurz aber erholsam und das Wetter ließ gute Fotos erwarten.

Ich hatte mir vorgenommen in Zwickau zunächst die Strecken bis zum Endpunkt zu fahren, dabei zu schauen, wo es interessante und relevante Fotostellen gibt und dann schließlich Stück für Stück zurück zu laufen oder ggf. zu fahren. Den Start machte die Linie 5 vom Hauptbahnhof zum Städtischen Klinikum.

Auf dem Rückweg machte ich dann Halt an der Blockumfahrung zwischen „Paulusstraße“ und „Fritscheplatz“, denn dort liegen die Gleise in getrennten Einbahnstraßen. Außerdem stieg ich an der Haltestelle „Brunnenstraße“ aus, denn dort unterquert die Straßenbahn ein Viadukt über das die DB-Strecke verläuft.

Von dieser Haltestelle aus ging es mit der Linie 4 weiter gen Norden in den Stadtteil „Pölbitz“. Diese Fahrtroute ist ganz praktisch anzuwenden, denn die Linien 4, 5 und 7 bilden einen getakteten Stern und gehen oftmals aufeinander über. Allerdings war der Streckenast Richtung Pölbitz recht unspektakulär. Lediglich der Abzweig zum Betriebshof ist an der Schlachthofstraße vorzufinden, aber den Hof selbst kann man von der Straße aus nicht einsehen.

Nach dem Mittagessen und einem erneuten Fußmarsch zum Hauptmarkt machte ich Fotos von der dortigen Engstelle. Die Linie 3 fährt hier auf einem etwa 100 Meter langen verschlungenen Gleisbereich durch einen Häuserengpass. Mit selbiger Linie ging es dann zunächst zur nördlichen Endstelle „Eckersbach“, welche sich auf einer Anhöhe in typischem Plattenbau-Viertel befindet.

Nach zwei Fotostops an der Fußgängerbrücke nahe der Haltestelle „Westsächsische Hochschule“, sowie an der Flussbrücke zwischen „Brauerei“ und „Neumarkt“ ging es weiter zu Fuß entlang der Strecke erneut bis zum Hauptmarkt. Dort stieg ich wieder in die Tram ein und begab mich schließlich zur südlichen Endstation mit dem Namen „Neuplanitz“, welche sich ebenfalls wieder in einer Plattenbausiedlung befindet. Dies erklärt auch den Netzaufbau der Zwickauer Straßenbahn, denn die Linie 3 ist eine Durchmesserlinie, während die anderen drei Linien nur wichtige Punkte im Innenstadtbereich oder näheren Randgebiet bedienen.

Von der Haltestelle Neuplanitz aus, ging es dann mit der Buslinie 27 zunächst wieder gen Norden bis zur Haltestelle Paulusstraße, wo ich ja bereits am Morgen schon einmal war. Ich wollte nämlich noch einmal zur Schleife Städtisches Klinikum zurückkehren, um einige Video-Aufnahmen von dort und von der Strecke davor einzufangen. Anschließend ging es mit der Straßenbahn wieder zurück in die Innenstadt um einige Fotos von Buslinien an der Zentralhaltestelle zu machen.

Leider hatte es mittlerweile begonnen zu regnen und so begab ich mich lediglich noch kurz zur Haltestelle „Zentrum“, da diese etwas ganz spezielles für Zwickau und Deutschland ist. An dieser Haltestelle hält nämlich mitten in der Stadt der Zug der Vogtlandbahn und das nach gängigen BOStrab-Regeln.

Nachdem ich auch diese, leider nasse, Impression eingefangen hatte, begab ich mich erneut in den Irish Pub und ließ den Abend ausklingen.
Bahnhof Gößnitz - mit 610 Metern der längste Bahnsteig Deutschlands

Zwickau-Hauptmarkt

Eisenbahnviadukt an der Haltestelle Brunnenstraße

Eingleisiger Engpass am Hauptmarkt

Zwickau-Zentrum - Wo der Zug zur Tram wird

Klicken zum Vergrößern

Perma-Link:



OnTour Zwickau - Teil 2: Letzte Busfahrt & auf nach Plauen


Bild Der letzte Tag vor Ort war meist regnerisch, sodass ich nur noch kurz mit dem Bus in Wilkau-Haßlau war, bevor mich meine Reise weiter Richtung Plauen führte.

Da ich bereits am Vortag bis auf wenige Stellen das gesamte SVZ-Netz abgearbeitet und dokumentiert hatte, musste ich zunächst schwer überlegen, wie man den halben Tag nun noch verbringen könne. Anstatt erneut zum Hauptbahnhof zu laufen stieg ich dieses Mal an der Haltestelle Bahnhofstraße in die Tram, da diese etwas näher an meinem Hotel lag. Von dort ging es aber nur wenige Meter weiter und dann stand die Bahn erst einmal. Grund dafür war ein Falschparker. Beziehungsweise stand das Fahrzeug zwar auf einem offiziellen Parkplatz, aber zu weit in Richtung Schienen.

Der Fahrer klingelte mehrmals und sehr lange, aber wessen Aufmerksamkeit möchte er in dieser Gott verlassenen Stadt damit schon erregen? Mittlerweile waren mein Begleiter und ich die einzigen Leute, die sich das Spektakel noch aus der Tram heraus ansahen. Alle anderen Fahrgäste hatten den Weg bereits zu Fuß in Angriff genommen.

Nach einigen Minuten kam der Gegenkurs die Bahnhofstraße herauf gefahren und mein Fahrer hielt diesen an. Mit der Hilfe des Kollegen und dessen Augenmaß traute er sich langsam an das Auto heran und siehe da, es passte – wenn auch sehr knapp. Eine Zeitung hätte wohl nicht mehr zwischen gepasst - wohl aber hätte dieses Spektakel in der Zeitung stehen können. Denn was sollte sonst in der großen Zwickauer Kreiszeitung stehen, als dieses verkehrsbehindernde Großereignis?

An der Zentralhaltestelle stieg ich schließlich aus und verschaffte mir einen Überblick über die nächsten Abfahrtszeiten. Ich wollte bei dem vorherrschenden Wetter nicht all zu lange warten. Aber die Informationen waren nicht besser als die Optik, welche ich ja im Beitrag vorher schon beschrieben hatte. Soll heißen, dass die Fahrpläne, sofern vorhanden, sehr sparsam mit Namen und Zeiten versehen waren. Hinweise an welchem Busstieg welche Linie abfährt, gibt es auch nicht, jedenfalls nur sporadisch.

Nach einiger Zeit erschien dann aber ein Bus der Linie 13 in Richtung Wilkau-Haßlau, welchen ich dann auch bestieg. Es handelte sich um einen O407 mit manueller Gangschaltung. Ein entsprechendes Fahrgefühl stellte sich bei den Fähigkeiten des Fahrers auch schnell ein.

Die Fahrt bis in den kleinen Ort dauerte gut 25 Minuten. Eigentlich war an der Endstation „Cainsdorfer Straße“ ein Ausstieg und ein Foto angedacht, aber ich konnte einem Gespräch zwischen Fahrgast und Fahrer entnehmen, dass der Bus dort ohne Wendezeit sofort wieder gen Zwickau fährt. Ein Ausstieg wäre also bei dem unübersichtlichen Takt fatal gewesen. Somit blieb ich im Fahrzeug sitzen, drehten um und fuhren wieder zurück nach Zwickau. Am Rande sei bemerkt, dass meine Rundfahrt den Fahrer auch nicht interessierte.

Zurück an der Zentralhaltestelle wollte ich dann noch mit der Linie 17 Richtung Weißenborn Waldpark fahren. Das Fahrzeug stand auch schon bereit und machte Pause, aber irgendwie tauchte auch nach einiger Zeit kein Fahrer auf, der dieses Fahrzeug fahren wollte. Nach etwa einer Viertelstunde hatte ich dann die Nase voll vom Warten und entschied mich, nach Absprache mit meinem fast erfrorenen Begleiter, zu Fuß zurück zum Hotel zu gehen und dieser Stadt endgültig den Rücken zu zukehren.

Etwas früher als geplant, nämlich gegen 11:55 Uhr, war ich dann also schon am Hauptbahnhof. Sehr viel Zeit hatte ich nicht mehr, wollte ich noch den Zug von 12:07 erwischen. Dummerweise sind Fahrkartenautomaten in Zwickau rar gesäht, wenn sie denn überhaupt funktionstüchtig sind. Am einzigen Exemplar, das ich aufspüren konnte stand eine ältere Dame und wusste scheinbar nicht wann sie wohin wollte. Sie tippte wie verrückt auf dem Display herum, während sich der Minutenzeiger kontinuierlich vorwärts bewegte. Nach kurzer Recherche im Internet (wozu hat man sonst ein Handy?) fand ich heraus, dass sich auch inden Fahrzeugen der Vogtlandbahn Ticketautomaten befinden, sodass ich den Zug noch erreichen konnte und mich anschließend erst um ein Ticket kümmern musste. Mit der Vogtlandbahn ging es dann via Reichenbach nach Plauen oberer Bahnhof.

Auf der Fahrt kurz hinter Reichenbach oberer Bahnhof passiert man dann auch das bekannte Göltzschtalviadukt, das größte Steinbogenviadukt Deutschlands. Leider saß ich auf der falschen Seite, sodass ich die Aussicht auf das Dorf nicht richtig genießen konnten. Bedingt durch das Wetter war auch die Fernsicht eher mäßig an diesem Tag.

Nach einer knappen Stunde Fahrzeit erreichte ich dann den oberen Bahnhof in Plauen.
Und was ich alles in den nächsten Tagen in Plauen erlebt habe, könnt ihr hier lesen.

Bis dahin,
Euer Norbert
Rückseite des Hauptmarktes

Haltestelle Hauptmarkt, Blickrichtung Neumarkt

Verwaister Erdgas-KOM an der Zentralhaltestelle

Werbung für den Nachtverkehr - obwohl um 20 Uhr die Bordsteine hochgeklappt werden...

Vogtlandbahn in Plauen oberer Bahnhof

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